Christine Seemann (-ine), Stephan Haueisen und Johannes Oehm haben am 14. Februar ihren Einstand beim schwedischen Vikingarännet gegeben, das alljährlich über eine Distanz von 80 km auf dem Mälarsee (Mälaren) nordwestlich von Stockholm ausgetragen wird. Bei diesem Debüt wird es trotz aller Widrigkeiten nicht bleiben, denn die Natureislangstrecke in dieser Umgebung ist einfach unwiderstehlich.
In den milden Wintern 2014 und 2015 hätte das Eis den Lauf nicht getragen, der gleich zweimal in Folge abgesagt werden musste – zur großen Enttäuschung von Vereinsneuling Johannes, der letztes Jahr im Zuge der vergeblichen Vorbereitungen auf der Frankfurter Außenbahn den Verlockungen des Eisschnelllaufs mit dem OEC widerstandslos ausgesetzt war.
Ausgefallen war das Rennen in den Jahren zuvor seit der Gründungsveranstaltung von 1999 bislang nur 2000, 2002 und 2008. Es war also nicht völlig aussichtslos, dass 2016 eine Wiederaufnahme der Großveranstaltung glücken würde. Auch -ine und Stephan konnten sich diesmal für eine erste Teilnahme am Vikingarännet begeistern und Johannes noch einmal für einen dritten, diesmal gemeinsamen Anlauf motivieren.
Nach anfänglich besten Witterungsbedingungen wurde es im Februar auch in Schweden gefährlich mild und die Sorge um das stellenweise noch über 20 cm dicke Eis wuchs stetig. Schließlich wurde von den Verantwortlichen der Beschluss gefasst, das Rennen diesmal statt traditionell von Uppsala nach Stockholm auf sicherem Eis in der Nähe der Ortschaft Sigtuna als 2-mal-40km-Rundenlauf stattfinden zu lassen.
-ine und Stephan waren in der Wettkampfkategorie (Tävlingsklass) über 80 km eingeschrieben und Johannes für den Lauf über dieselbe Distanz ohne Wertung (Motionsklass, ohne Stöcke). Die WettläuferInnen mit -ine und Stephan starteten um 8:00 Uhr. Kurz darauf wurde die Strecke auch für den Massenlauf mit Johannes freigegeben. Die Bahn war schneegeräumt, das Eis darunter überraschend eben und vor allem relativ fest und nicht unangenehm angetaut. Die Sonne konnte den Hochnebel zwar nicht durchdringen, aber die Sicht war gut und der Wind nur an manchen Stellen beständig, jedoch nie zu stark. Für Eisschnellaufschuhe erwiesen sich allerdings die verbliebenen, schwer sichtbaren Natureisunregelmäßigkeiten als Sturzursache.
-ine, mit einer Erkältung ohnehin ohne irgendwelche Ambitionen am Start, beschloss nach der ersten Runde mit mehreren Stürzen schweren Herzens, die Gelegenheit der Start/Ziel-Durchfahrt zum Ausstieg zu nutzen. Es war angesagt, die lädierten Knie zu schonen, um nicht wochenlang ausgeschaltet zu sein. So steht nun leider ein „DNF“ (did not finish – nicht zu Ende gelaufen) in der Ergebnisliste – das soll aber nur der Ansporn sein, nächstes Jahr einen neuen Anlauf zu starten, und dann wird selbstverständlich gefinisht!
Stephan konnte trotz einiger „Zwangsstopps“ das Rennen beenden und erreichte in 2:59:48 h Platz 27 der Wettkampfklasse.
Beim nächsten Mal sind entweder die Kufen noch natureistauglicher abschleifen zu lassen oder gleich andere Schlittschuhe mitzunehmen …
Mit „Bequemschuhen“, d.h. Langlaufsstiefeln auf Langlaufbindung und Marathonkufen war dagegen ein weitgehend angenehmes, zügiges und gleichmäßiges Gleiten, über weite Strecken sogar im moderaten Schnelllaufstil möglich. Die Unebenheiten führten nur zu Beinahe-Stürzen und auch die wahrscheinlich von den StockläuferInnen vorgestanzten kleinen Einbruchstellen ließen sich beim zweiten Durchlauf trotz gelegentlicher „Hänger“ durchgleiten. So konnte Johannes die Motionsklass mit 2:57:20 h (dort Platz 5, ≙ zwischen Platz 24 und 25 der Wettbewerbsklasse) abschließen.
In der Wettbewerbskategorie der Herren erreichte der Niederländer Johan Hendriks mit 2:15:34 h Platz 1 und liegt damit auf dem ersten Rang in der Gesamtwertung. Hendriks lief für das Team Haven Amsterdam/SKITS, die niederländische Marathonmannschaft, für die auch unser Vereinskollege Felix Rhijnen läuft. Bei den Damen teilen sich in der Tävlingsklass die Niederländerinnen Carla Ketellapper-Zielman und Yvonne Spigt mit jeweils 2:42:42 h Platz 1 bzw. 2.
Alles in allem war die Eisbeschaffenheit historisch gesehen wahrscheinlich nicht die schlechteste, wenn auch bestimmt nicht von erster Güte. Und angesichts der Befürchtungen vom unwinterlichen Deutschland aus, das Rennen werde wegen einer beharrlich milden Großwetterlage wiederholt nicht stattfinden können, kann man doch von insgesamt günstigen Bedingungen sprechen. Die Variationsbreite ist dabei immens und führt zu einer nervenaufreibenden Planungsunsicherheit – bei den Gästen aus dem Ausland sicher weit mehr als unter den bis zuletzt in ihrer Außenwirkung relativ gelassenen SchwedInnen.
Auch diesmal geriet das im Streckenverlauf modifizierte Vikingarännet einmal mehr zum Volkslauf mit rund 1600 TeilnehmerInnen in allen Kategorien, inklusive der Kurzstrecken von 35 km (Tjejrännet nur für Frauen oder Halvrännet, gemischt) und 15 km (Kortis). Mehr als 1500 davon liefen bis ins Ziel. Nach zweijähriger Zwangspause war das für alle Beteiligten eine dringende Bestätigung an diesem Abenteuer festzuhalten und es vor allem nächstes Jahr wieder zu wagen.
Auf der Facebookseite vom Vikingarännet gibt es viele Bilder und auch eine Ansicht der diesjährigen Strecke.
Das Fernsehen war auch da: Das ZDF hat einen kleinen Beitrag gesendet (ZDF-Mediathek), der NDR hat einen längeren Bericht gemacht (Mediathek).
Von uns gibt es auch ein paar Bilder:
(Bericht: Johannes Oehm; Bilder: -ine)