Eisschnelllaufen wie Anni Friesinger?" fragt der Olympische Eisschnelllauf Club Frankfurt (OECF)auf einem Merkblatt, das gänzlich unbeachtet von den Besuchern der Eishalle am Ratsweg auf einem Schaukasten klebt. Auch am Sonntagvormittag drängten die Massen mit ihren Schlittschuhen aufs Eis, aber von den Offenen Südwestdeutschen Meisterschaften auf der Schnelllaufbahn draußen nahmen sie nicht viel Notiz.
Bei strahlendem Sonnenschein kam dort jedoch so etwas wie richtige Winterstimmung auf, und mit 118 Aktiven aus ganz Deutschland war es auf dem Eisoval auch so voll wie noch nie. Ein echter Wettkampf also, an dem seit der Installation der Weichbande in den Kurven endlich auch Erwachsene teilnehmen dürfen. Wie viel schneller die im Vergleich mit den Kindern und Jugendlichen unterwegs sind, führte der neue Frankfurter Speed-Crack Andreas Krauß eindrucksvoll vor. Als Spätaussiedler vor drei Jahren nach Hessen gekommen, hatte der 31 Jahre alte Sportlehrer früher dem russischen Nationalteam angehört. 2005 wurde er dann im Sprint über 500 Meter deutscher Vizemeister. Krauß, dem in Frankfurt ebenbürtige Kontrahenten fehlten, lief außer Konkurrenz in 37,65 Sekunden neuen Bahnrekord über 500 Meter. Angesichts der hohen Geschwindigkeit staunten die zahlreichen Eisschnelllaufküken nicht schlecht.
Apropos zahlreich: Roberto Heimann, der Vorsitzende und Trainer des OECF, erkennt im Verein durchaus einen Aufwärtstrend. Bis zu 35 Kinder ab fünf Jahren kommen derzeit regelmäßig ins Training - die meisten fanden den Einstieg per Mundpropaganda. Die in anderen Sportarten üblichen Schulkooperationen funktionieren laut Heimann im Rhein-Main-Gebiet nicht. Der mangelnde Zugang zum Wintersport rund um Frankfurt sei daran schuld und verunsichere die Lehrer. Sie fänden zwar die Idee einer Eisschnelllauf-AG exotisch und entsprechend reizvoll, hätten aber Angst vor der Umsetzung. Die Kinder und Jugendlichen könnten sich ja verletzen. Das sei letztlich der Grund für die Reserviertheit, so Heimann.
Derweil hätten sich die zusätzlichen und kinderfreundlichen Eiszeiten am Mittwochnachmittag positiv bemerkbar gemacht. Noch mehr Zugeständnisse - etwa in Form vom Eisstunden zu zivilen Vormittagszeiten am Wochenende (bisher wird Sa/So von acht bis zehn Uhr trainiert) - seien nicht durchsetzbar. Die zahlende Masse wolle dann die Eisbahn bevölkern. Doch der Frankfurter Eisschnelllauf entwickelt sich trotzdempeu à peu. Insgesamt 17 südwestdeutsche Titel sind einstweilen die sportliche Ausbeute.
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